Erinnermich: Japan. Ein Reisebericht mit meinen Lieblingsfotos und -geschichten. Das ist jetzt mal mein längster Blogpost ever. Vorsicht also.

Wie sollte wohl ein japanischer Reisebericht anders anfangen als mit diesem so unglaublich gelassenen Berg? Kann man ihn so aus der Nähe betrachten, wird absolut sofort klar, warum er in Japan so verehrt wird. Bestiegen haben wir den heiligen Fuji nicht ganz, aber das ist ja auch gar nicht der Anfang unserer Reise gewesen. Also gut, immer schön der Reihe nach.

Wie es also eigentlich so anfing

Die ganze Geschichte ist auch schon rund zehn Jahre her. Damals hatten wir beschlossen, eine Rundreise durch Japan zu machen. Wer in Düsseldorf lebt, kann tatsächlich immer wieder ein bisschen Japan schnuppern, denn in der Stadt leben rund 6.000 Japaner. So sind japanische Lebensmittel, Sushi, Nudelsuppen, Mangas, Japantag und Cosplay völlig selbstverständlich in Düsseldorf. Unsere Reiseplanung startete also auch dort in einem japanischen Reisebüro, in dem man uns eine feine Rundreise aus unseren Wunschbausteinen zusammengestellt hat. Wir wollten keine Studienreise mit 24-Stunden-Betreuung und straffem Programm, aber auch keine Tour ganz auf eigene Faust in einem für uns völlig unbekanntem Land und ohne Sprachkenntnisse. Ja, und genau das haben wir dann auch bekommen. Zusammen mit einem bequemen und völlig reibungslos verlaufenen Reiseplan.


Zack, mittendrin – Shinjuku

Unsere Einflugschneise nach 12 Stunden Flug. Tokyo ist noch nicht in Sicht, aber irgendwie sieht es doch schon anders aus… Na ja, und dann waren wir auch schon plötzlich mitten im Anderswo. Drastischer Szenenwechsel. Unser erstes Hotelzimmer (16. Stock) lag mitten im trubeligsten Stadtteil Shinjuku. Der dortige Bahnhof hat täglich (täglich!) etwa 3 Millionen Passagiere. Das ist einfach so nicht vorstellbar, oder? Und trotzdem – das war einer der ersten entscheidenden Eindrücke – hatten wir auf der ganzen 10-tägigen Reise niemals nie das Gefühl, irgendwo in den Menschenmassen verloren zu gehen oder überrannt zu werden. Selbst an den Fußgängerampeln, an denen Dir gefühlte 100 Menschen gegenüberstehen, fließt alles völlig geschmeidig ineinander.


Unsere ersten Stunden in Tokyo haben wir uns dann auch erst einmal staunend treiben lassen. Am nächsten Tag begann dann auf die Minute genau unsere Stadtrundfahrt. Die wunderbare Reiseleiterin begrüßte uns im Bus dennoch mit den so für mich noch unglaublichen fremdklingenden japanisch-englischen gesprochenen Worten „Thank you for waiting“. Stellt euch das bitte leicht gesungen vor. Warten? Mussten wir nicht. Noch nicht einmal später auf die Bahn. Denn der berühmte Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen ist absolut getaktet und hält ganz genau dort, wo auf dem Bahnsteig die Markierungen für die Türen passen. Glaubt ihr nicht? Doch. Und wenn Du dann im Zug sitzt, erscheint der Zugbegleiter in der Tür, begrüßt die Fahrgäste mit einer Verbeugung und wünscht allen eine gute Reise. Im Laufe dieser Fahrt werden kleine feine Bentoboxen mit Leckereien verkauft. Herzliche Grüße an die Deutsche Bahn an dieser Stelle.
Zurück nach Tokyo. Die Stadtrundfahrt war ausgezeichnet für einen ersten Überblick und viele, viele Eindrücke. Man musste einfach auch immer nur der Dame mit dem Stofffisch am Stab folgen…

Unsere Zeit in Tokyo war eine gute Mischung aus organisierten Besichtigungstouren und Entdeckungen auf eigene Faust. Für uns war das Zurechtfinden problemlos und die Kommunikation unkompliziert und sehr freundlich. Das ist natürlich besonders als Reisender sehr angenehm. Ok, einmal, wirklich nur ein einziges Mal haben wir uns irgendwie mit der U-Bahn vertan und waren ganz woanders gelandet, aber da war es auch schön…
Im Hotelzimmer haben wir abends immer ein wenig Japanisch geübt und auch das allgegenwärtige Verbeugen getestet. Das alleine ist als Zeichen von gegenseitigem Respekt und Höflichkeit eine entscheidende Geste und darauf sollte man sich auch einstellen können.

Unser nächster Ausflug brachte uns nach Kamakura zum gigantisch großen Buddha (Daibutsu), zum Hase Dera Tempel mit den vielen kleinen Statuen für ungeborene und verstorbenen Kinder und machte uns ein wenig mit japanischen Tempelanlagen und buddhistischen Besonderheiten vertraut.

Auf dem Weg zum Fuji

Weiter ging es in unserem Reiseplan mit der ersten Fahrt im Shinkansen. Ihr wisst schon. Der geschmeidige Service-Reise-Zug. Man hatte uns einen Plan erarbeitet, mit dessen Hilfe wir völlig selbstständig bis nach Hakone kamen. Der Kurort liegt in etwas luftigeren Höhen auf dem Weg zum Berg Fuji und ist bekannt für seine heißen Quellen. Wunderbar. Da Männer und Frauen streng getrennt diesem gründlichen Bade- und Entspannungsritual nachgehen, war auch hier die Devise: dezent beobachten und einfach nachmachen, was die anderen so machen. Geht.

Auf unserem Weg weiter zum Ashi-See und einer Seilbahnfahrt hinauf in den Nebel kamen wir uns dann ein wenig vor, als hätten wir uns nach Irland verirrt. Und dann ging die Reise auch schon weiter nach Kyoto. Wieder mit der Bahn. Reibungslos, versteht sich.

Kyoto und das geheimnisvolle Gespräch in zwei Sprachen

Auch in Kyoto haben wir viel gesehen, viel selbst entdeckt, viel über Japan gelernt. Von Architektur, Shintotempeln, dem kaiserlichen Palast über japanisches Handwerk war wirklich alles in unserem Reiseplan enthalten. Die Sache mit dem Kaffee auf dem oberen Bild bleibt nach wie vor ein echtes Rätsel: als mein Mann an unseren Tisch zurück kam, fand er mich in ein Gespräch mit der Bedienung vertieft. Interessant war, dass ich nicht japanisch und sie nicht englisch sprechen konnte. Ging irgendwie trotzdem. Echt jetzt und glaubt er mir bis heute nicht.


Musik in Osaka

Osaka – eine ebenso unglaublich beeindruckende Stadt. Hat man zuerst Tokyo erlebt, kommt einem diese Metropole nahezu klein vor. Das Bild hält unseren Hotelzimmerausblick fest. Auf den Straßen, in der herbstlich lauen Luft, waren überall Straßenmusiker zu belauschen, die auch nahezu jeder Stilrichtung gerecht werden konnten. Ach, es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber dann kann ich auch gleich einen Reiseblog über Japan starten…

Begegnungen kulinarischer Art



Eins aber noch. Weil ich das häufig gefragt wurde: „Was habt ihr denn so gegessen?“. War wirklich nie eine Herausforderung, etwas Gutes zu finden und allein die liebevolle Optik von Nudelsuppen, Omelettes, Gemüse und Teigtaschen war eine fantastische Entdeckungsreise. Manchmal musste es für den schnellen Hunger auch mal was „internationales“ sein. Außerdem dachten wir, na, wird ja wohl kein Problem sein, denn von den Burgern gibts ja immer Bilder über der Theke. Tja, wir hatten allerdings die Luxusfiliale mit edlen Metallschildern ausgewählt und äh, ja, war dann doch ein bisschen schwer, sich da verständlich zu machen. Und dann kam plötzlich und unauffällig ein netter japanischer Angestellter mit dezenter Speisekarte in der Hand auf uns zu und wir durften fein auf alles zeigen. Als wir dran waren, hatte man unser Essen bereits fertig. So fühlt man sich als echter Gast. Geht auch beim Fastfood.

Diese netten Attrappen hier oben mögen zunächst ein wenig befremdlich wirken, aber für uns waren sie eine ernsthafte Auswahlhilfe. Und wer, wie ich, den Schalentieren allergisch gegenüber steht, der freut sich über eindeutig erkennbare Muscheln. Zur Not hatte ich allerdings auch noch einen kleinen Zettel mit der passenden Übersetzung dabei. Ich hoffe zumindest mal, dass das da auch drauf stand… Also, auch kulinarisch gesehen war Japan die Reise wert. Und wer beim Anblick von Sushi, Sashimi, Nudelsuppen, Reisgerichten in Lackschälchen und Fischhäppchen in feinen Boxen immer noch nur nach Pizza oder Pommes suchen muss, ist selber schuld…
Das war eine straffe Zusammenfassung einer unglaublich eindrucksvollen Rundreise, von der wir sehr viel mitgenommen haben. Aus einigen anderen Fotos habe ich Grafiken auf Leinwand gestaltet, die ich bereits mehrfach ausstellen konnte. Die zeige ich Euch vielleicht ein anderes Mal… Ja, und wenn wir dann mal wieder in Düsseldorf bei NA NI WA unsere Nudelsuppe schlürfen und die Teigtaschen bändigen, erinnern wir uns immer wieder gerne an diese Zeit und hoffen, eines Tages auch einmal wieder dort hin zu reisen…


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